Erfahrungsbericht: Der verzweifelte Kampf gegen mein Gewicht

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Als Kind aß ich oft und gerne, vor allem Süßes und wurde „die Fette“ genannt. Meine Schwester hingegen war groß, schlank und hatte lange, wunderschöne Beine. Für mich war sie der Inbegriff einer Schönheit.

Ich wünschte mir so sehr, so auszusehen wie sie, von allen gemocht zu werden, der Schwarm der Jungs zu sein und all´ die wunderschönen Kleider tragen zu können, die meiner Schwester so ausgezeichnet passten. Ich trug meistens Hosen mit Pulli, Hosen, deren Kleidergröße nicht der meines Alters entsprach. Wir hatten großartige Eltern, die sehr darauf bedacht waren, dass ihre Kinder immer „ordentlich“ und vor allem gut gekleidet waren.

Ich werde den Tag nie vergessen, an dem wir für den Schulbeginn neu ausgestattet wurden. Wir beide bekamen neue Kleider. Obwohl auch mein Kleid schön und vor allem teuer war, habe ich bitter geweint. Warum? Weil ich mich mit ihr verglich. Ich fühlte mich dick und hässlich. Neben meiner Schwester stehend glaubte ich, ein schwarzer Schwan zu sein.

Vermutlich war das der Beginn einer langen und vor allem emotional unglaublich anstrengenden Diätkarriere.

Schon mit 10 oder 11 Jahren begann ich mit meiner ersten Diät. Das Inserat in der Tageszeitung versprach, dass man mit Algenseife, Algenbad und Algenmassagecreme wunderbar schlanke Beine und einen Traumkörper bekäme. Das Vorher/Nachherfoto war DER Beweis für mich. Das so hart ersparte Taschengeld musste einfach investiert werden. Resultat: NULL

Danach folgten unzählige Diäten, ich will an dieser Stelle nur einige davon anführen:

  • – Die Eierdiät: Wie lange ich sie durchgehalten habe, das kann man sich vorstellen, wenn man daran denkt, dass ich täglich 10 Eier essen musste.
  • – Die Mayer Kur: Ich habe diese Kur nicht gemacht um zu entschlacken, sondern um ganz schnell viele Kilos zu verlieren, erfolglos.
  • – Die „Iss nur Fett Diät“: Eine Qual – es wurde empfohlen, fetthaltige Lebensmittel wie Rollschinken und/oder Eiweiß in Form von Eiklar zu essen.  Dazu kamen extrem kostspielige Behandlungen, bei denen man in „Frischhaltefolie“ gewickelt und in einer wäremenden Box „eingesperrt“ wurde. Wie lange ich durchhielt, du wirst es dir vorstellen können.
  • – Die allerschlimmste Diät: Täglich darfst du außer Eiweißshakes nichts, absolut nichts essen. Dabei klang die Beschreibung dieser Diät so toll. Eiweißshakes in verschiedensten Geschmacksrichtungen, da hat man doch eine wunderbare Auswahl. Nach einer Woche habe ich, um viel Geld erleichtert, die Diät abgebrochen. Ich konnte das Zeug nicht mehr riechen.

Als ich mich entschloss, diese Diät abzubrechen war ich so dermaßen frustriert und gleichzeitig auch glücklich, das „Zeug“ nicht mehr trinken zu müssen, dass ich mich postwendend „belohnen“ musste. Alles, aber auch alles was der Kühlschrank und meine „Chipslade“ hergab, wurde vertilgt. Ein wunderbarer Abend mit morgendlichem „Kater“ und dem Gedanken: „Jetzt echt, musste das sein, du bist und bleibst eine Versagerin“.

Diese Gedanken hatte ich übrigens nach jeder abgebrochenen Diät, der der obligate „Fressanfall“ folgte.

Ich habe meiner Schwester und ihrer Figur, die ich so bewunderte, so sehr nachgeeifert und trotz der vielen Diäten nicht mal annähernd mein Ziel, das Ziel schlank und schön zu sein,  erreicht. An dieser Stelle möchte ich mich bei ihr entschuldigen, dass ich sie ziemlich oft nicht ganz so liebevoll und respektvoll behandelt habe wie sie es verdient hätte. Vermutlich hat sich zur Bewunderung auch Eifersucht gesellt.

Ich war frustriert, noch immer „dick“, mein Selbstwert bei gefühlten 0,5% . Sollte ich vielleicht doch noch versuchen, nach dem Essen einfach nur den Finger in den Rachen zu stecken? Das könnte helfen. Ganz ehrlich, ich habe es versucht.

An dem Punkt angelangt, wo man nach dem Essen mit unglaublicher Anstrengung versucht, die Mahlzeit wieder „loszuwerden“, habe ich für mich entschieden: Das kann es nicht sein, das geht zu weit und so möchte ich nicht leben. Das war der Tag, an dem ich endlich akzeptierte, dass ich niemals, niemals genau so aussehen werde wie meine Schwester.

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