10 Fakten über Disziplin, die dir die Augen öffnen werden

Abnehmen wäre theoretisch einfach. Doch an der Umsetzung scheitern die meisten Diätwilligen. Woran liegt es, dass wir immer wieder in alte Muster zurückfallen? Ist fehlende Disziplin die Ursache?

Wenn man „Disziplin + Abnehmen“ googelt, erhält man ca. 11.000.000 Beiträge. Ein Großteil davon beinhaltet Texte mit der Botschaft „Wer am Abnehmen scheitert, dem fehlt Disziplin“.

Als Ernährungspsychologin tut mir diese Botschaft im Herzen weh. Warum?

Hier findest du 11 Fakten, die dir erklären, warum das Wort Disziplin im Zusammenhang mit Gewichtsreduktion absolut unpassend, ja geradezu kontraproduktiv ist.

  1. KONTROLLE

Disziplin bedeutet, Kontrolle auszuüben. Im Zusammenhang mit Essverhalten bedeutet Kontrolle, dass du dich ständig kontrollieren musst, um etwas nicht zu essen

  1. VERBOT

Kontrolle muss ich nur dann ausüben, wenn ich etwas gerne esse und es nicht essen darf. Dadurch entsteht ein innerlicher Kampf: Ich will etwas essen, das ich nicht essen darf.

  1. ANSTRENGUNG

Dieser Kampf erfordert täglich viel Energie. Irgendwann sinkt der Energiepegel (z.B. nach einem harten Arbeitstag) und die Gefahr steigt, dass man über „Verbotenes“ herfällt.

  1. KRITIK

Dadurch wird das schlechte Gewissen und die Selbstkritik gefördert: „Ich war wieder zu schwach“. Man beginnt, an sich und seinen Fähigkeiten zu zweifeln und das kann wohl keiner gebrauchen.

  1. PSYCHOLOGIE

Dieses Phänomen ist psychologisch erklärbar: Das Essverhalten, von dem wir hier sprechen, ist durch Emotionen gesteuert. Die Emotionen entstehen durch das Verbot (siehe Punkt 2). Verbotenes wird aufgewertet, es wird attraktiver. Etwas Attraktives will Mensch haben. Es ist quasi von vornherein absehbar, dass ein Essanfall kommen wird.

  1. EMOTIONEN

sind nicht kontrollierbar. Beim emotionalen Essen sind die Emotionen extrem stark. Sobald die Intensität einer Emotion über einen bestimmten Punkt hinausgeht, kann man sie nicht mehr kontrollieren (Point of no return).  Das hat nichts mit Disziplin zu tun, sondern damit, dass Emotionen evolutionsbedingt unser Handeln steuern (z.B. Angst = Kampf oder Flucht). Man kann nicht entscheiden keine Angst zu verspüren, vor allem nicht, wenn man diese Emotion stark fühlt. Beim emotionalen Essen sind Emotionen (z.B. Frust, Traurigkeit, Langeweile) zu stark, um sie kontrollieren zu können.

  1. AUSGLEICH

Emotionales Essen ist oft deshalb so schwer zu kontrollieren, weil wir gelernt haben, Gefühle/Emotionen mit Essen zu bewältigen. Denke an das Eis bei Frust oder Schokolade als Belohnung. Sport würde den selben Effekt wie eine Tüte Eis haben, ist aber aufwendiger. Such dir also einen Ausgleich, dann musst du nicht mehr auf Essen zurückgreifen. Ein weiterer Grund ist, dass wir Lebensmittel (z.B. durch Verbote) zu etwas Besonderem machen. Der Wunsch, diese zu essen steigt in Folge.

  1. PERSPEKTIVENWECHSEL

Abnehmen wird nur dann möglich, wenn wir Emotionen (z.B. Freude, Traurigkeit, Frust) vom Essen trennen. Dazu sieh Lebensmittel als das an, was sie sind: Lebensmittel, neutral. Weder gut noch böse, weder gesund noch ungesund.

  1. BALANCE

Schokolade per se ist nicht ungesund. Was Schokolade ungesund macht, ist die Menge die wir verdrücken. Eine große Menge Apfel oder Brokkoli ist genauso wenig gesund. Gesund ist alles was in Balance ist.

  1. ACHTSAM ESSEN

Bedeutet das jetzt, dass du das Thema Disziplin über den Haufen werfen kannst, und alles essen „darfst“ was du möchtest? Jaein! Ich sage nicht, dass du 3kg Schokolade oder Pizza essen „sollst“. Ich sage aber auch, dass Disziplin hier fehl am Platz ist. Der Schlüssel ist achtsames essen! Achtsam Essen verbindet Hirn und Genuss.

  1. HIRN Wenn du Lust auf Schokolade hast, dann iss sie bewusst. Das bedeutet, dass du sie nicht automatisch in den Mund steckst, sondern in deinen Körper hineinspürst und dich fragst: „Wie geht es mir gerade? Habe ich Hunger? Bin ich traurig und will deshalb Schokolade?“
  2. GENUSS Wenn du entscheidest, du möchtest Schokolade essen, nimm ein Stück und genieße sie ausgiebig und zwar so: Lass sie im Mund zergehen und schließe dabei die Augen, wenn du möchtest. Nimm die Süße auf deiner Zuge bewusst wahr. Mit dieser Art zu essen wirst du mit Sicherheit keine ganze Tafel Schokolade essen wollen. Der Geschmack wird so intensiv sein, dass du mit wenigen Stücken genug hast. Ergo: Keine Disziplin notwendig.
  1. ESSVERHALTEN

Statt dich mit Verboten und Disziplin zu quälen, beginne, dich mit deinem Essverhalten zu beschäftigen. Du wirst schnell merken, dass du ganz automatisch zur Schokolade greifst, dass du sie unaufmerksam neben dem TV oder dem PC isst oder während des Essens mit den Gedanken ganz woanders bist. Du wirst eventuell merken, dass du immer Gusto auf Süßes hast, wenn du gestresst oder traurig bist. Mit diesem Wissen kannst du nachhaltige Maßnahmen setzen, die deine Essanfälle reduzieren und die Frage nach der Disziplin erübrigt sich.

In diesem Zusammenhang höre ich von „Disziplin-Befürwortern“ häufig das Argument, dass man beim Essen ebenso Disziplin bräuchte wie bei Sport.“ Viele Menschen machen Sport aus den falschen Gründen. „Ich muss Sport machen, sonst werde ich dick“ oder „ich muss Kalorien verbrennen“. Mit dieser Sichtweise ist Sport negativ besetzt und deshalb machen ihn Viele nicht gerne. Wenn du sportelst, weil es Spaß macht und guttut, dann machst du ihn gerne. Suche deine Sportart nach dem Spaßfaktor aus!

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